Die Pressemitteilung der SPD-Ratsfraktion Wilhelmshaven zum Thema Kita Potenburg verkennt leider die aktuelle Lage auf dem Betreuungsmarkt und blendet zentrale Herausforderungen aus. Statt sich auf die fundierte Kindertagesstätten-Bedarfsplanung und den Rat von Fachleuten im Jugendhilfeausschuss zu stützen, wird mit emotionalen Schuldzuweisungen gearbeitet – ohne auf die drängendste Frage einzugehen:
Wer soll die neuen Einrichtungen überhaupt personell betreiben?
Ein Neubau allein schafft keine einzige zusätzliche Betreuungskraft. Im Gegenteil: Neue Kitas führen aktuell dazu, dass Fachpersonal aus bestehenden Einrichtungen abwandert. Die Folge sind Einschränkungen und Engpässe dort, wo derzeit gute Arbeit geleistet wird. Diese Verlagerung verschärft die Situation und ist gegenüber den Kindern und Familien in anderen Stadtteilen ungerecht.
Auch der Landesrechnungshof weist in seinem jüngsten Bericht auf diese Problematik hin:
„…dass die Kindertagesstätten angesichts des Personalmangels vielfach gezwungen waren, die Betreuung der Kinder deutlich einzuschränken. Mehr als zwei Drittel der Kitas verringerten die Betreuungszeiten teilweise, mehr als die Hälfte schloss zeitweise mindestens eine Gruppe, und 16 Prozent öffneten tageweise überhaupt nicht“
Hier ist insbesondere die SPD-geführte Landesregierung gefordert: Sie muss endlich konkrete Maßnahmen ergreifen, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken – etwa durch attraktivere Ausbildungsbedingungen mit einer Vergütung und durch Personalentwicklung im Bereich erfahrener Sozialassistentinnen und -assistenten.
Wenn die SPD es mit guter Kinderbetreuung ernst meint, muss sie dieses Problem zuallererst lösen.
Solange das Personal fehlt, bringen zusätzliche neue Gebäude nichts. Schon die aktuell im Bau befindlichen Einrichtungen stellen die Fachkräfteversorgung vor erhebliche Herausforderungen. Allein bis Oktober werden rund 30 zusätzliche Fachkräfte für neue Gruppen benötigt – und weitere Kita-Projekte sind bereits im Bau.
Ein weiteres Argument gegen einen Neubau in Potenburg wurde im Fachausschuss deutlich: Der akute Bedarf an Betreuungsplätzen besteht vorrangig in anderen Stadtteilen wie Bant, der Innenstadt und Siebethsburg. Gleichzeitig gibt es in anderen Stadtgebieten noch freie Plätze. Das zeigt: Die Standortplanung neuer Einrichtungen muss sich eng am tatsächlichen Bedarf in den jeweiligen Sozialräumen orientieren.
Eine verantwortungsvolle Kommunalpolitik muss genau hier ansetzen: Den Bedarf realistisch bewerten, die Qualität der Betreuung sichern und die Rahmenbedingungen für Fachkräfte deutlich verbessern.
WIN@WBV und Volt stehen für eine durchdachte Kita-Politik, die nicht nur neue Räume schafft, sondern nachhaltige Lösungen für Kinder, Eltern und Beschäftigte bietet. Nur so können wir die Betreuungssituation in Wilhelmshaven langfristig und gerecht verbessern.
19.06.2025