Gedanken zur Gemütslage in der Pandemie und der Ablehnung des Antrages „Modellregion“

Psychologe und Marktforscher Stephan Grünewald (Mitglied Corona Expertenrat) hat bei Lanz brillant und mit Zahlen untermauert die aktuelle Gemütslage der Bürger:innen und die damit verbundenen Probleme auf den Punkt gebracht! Nach 16 Jahren "Merkel macht es" und noch längerem Wohlstand haben wir uns eine Vollkaskomentalität mit Forderungen nach 100%-Lösungen angewöhnt, die es in der Pandemie nicht geben kann. Wir brauchen einen Paradigmenwechsel und müssen lernen , durch Selbstermächtigung von Kommune und Bürger:innen und unter evidenzbasierten Richtlinien, der Krise vor Ort ein Stück weit selbst Herr zu werden. Dazu bedarf es eines Anreizsystems zur Aktivierung der Eigenverantwortung. Zu glauben, dass man die Krise nur mit Zwangsmaßnahmen bewältigt, ist eine fatale Fehleinschätzung. Denn mittlerweile haben sich große Teile der Bevölkerung eine "Schattennormalität" im privaten Umfeld eingerichtet, die man nie und nimmer kontrollieren könnte. Dann besser Anreizsysteme im öffentlichen Raum um Testung und Kontaktverfolgung zu verbessern! Ein weiteres Ergebnis von Grünewalds Untersuchungen: Knapp ein Drittel der Bevölkerung hat sich (relativ gut versorgt) in einer Art Corona-Biedermeier eingerichtet und glaubt, so könne es nun eigentlich bleiben. Eine Art Lockdown-Forever-Mentalität, die für die Zukunftsfähigkeit und den Zusammenhalt unserer Gesellschaft Gift ist und objektiv auch nicht lange finanzierbar wäre.
Auch unter diesem Gesichtspunkt sollte man die Ablehnung des Antrages „Corona Modellregion“ durch Teile des Verwaltungsausschuss kritisch beleuchten!

02.04.2021