Digitale Kontakterfassung in der Region

Wilhelmshaven hat sich schon früh entschieden bei der Kontaktverfolgung in der Gastronomie auf die luca-App zu setzen. Wir haben uns mit einem Gastronomen und unserem Gesundheitsamtsleiter, sowie mit der Wilhelmshavener Datenschutzbeauftragten unterhalten, unser Mitglied Olaf Fischer äußert sich zur Kritik am luca-Schlüsselanhänger und Smudo, Mitinitiator der App und Sänger der Fantastischen Vier hat uns auch ein paar Fragen beantwortet.

Ein virtuelles Interview mit Olaf Stamsen (Dehoga Weser-Ems), Dr. Christof Rübsamen (Gesundheitsamt WHV), Sylvia Cornelius (Datenschutzbeauftragte WHV), Olaf Fischer (WIN@WBV) und Smudo von den Fantastischen Vier (Initiative „luca“) 


@Olaf Stamsen (Dehoga Weser-Ems)

Bin ich gezwungen in der Gastronomie meine Daten digital mit einer App erfassen zu lassen?

Die Daten können auch weiterhin auf einem Papierbogen manuell erfasst werden. Eine Empfehlung für alle Gäste ohne Smartphone ist der Luca Schlüsselanhänger.


Wie hat sich luca denn bisher in der Gastronomie bewährt?

Wir haben bis jetzt nur positive Erfahrungen gesammelt. Für den Gast einfach und schnell zu handhaben und für den Gastgeber eine bürokratische Erleichterung.


@Dr. Rübsamen (Leiter Gesundheitsamt WHV)

Inwiefern erleichtern Apps wie luca Ihnen die Kontaktnachverfolgung?

Im vergangenen Jahr hat sich herausgestellt, dass das Durchsehen hunderter loser Zettel, die zudem unvollständig und meist unleserlich ausgefüllt waren, sehr zeitaufwändig und ineffektiv ist. Mit einer App erfasste Kontaktdaten sind vielleicht weiterhin unvollständig aber immerhin lesbar und lassen sich mühelos elektronisch nach Datum und Zeitraum sortieren und ohne zusätzliche Übertragungsfehler in die in Gesundheitsämtern genutzte Fachanwendung übernehmen. Apps wie die Luca-App, bei denen zur Nutzung die eigene Telefonnummer bestätigt werden muss, stellen zudem sicher, dass die betreffende Person von Gesundheitsämtern auch bei unvollständigen Kontaktdaten erreicht werden kann.


@Sylvia Cornelius (Datenschutzbeauftragte WHV)

Die zentrale Speicherung der verschlüsselten Kontaktdaten durch Apps wie luca wurde kritisiert. Was sagt die Datenschutzbeauftragte der Stadt dazu?

In Bezug auf die Speicherung der Daten wird die Luca-App häufig mit der Corona-Warn-App verglichen. Beide Apps dienen allerdings unterschiedlichen Zwecken. Die Datenerhebung durch die „Gastgeber/innen“ ist gesetzlich vorgeschrieben. Die Corona-Warn-App kann diese Anforderung nicht erfüllen, da die Speicherung allein auf dem Endgerät erfolgt. Die Luca-App speichert die erforderlichen Daten zentral und verschlüsselt in nach ISO 27001 zertifizierten Rechenzentren in Deutschland. Nur das Gesundheitsamt kann nach Freigabe durch die „Gastgeber/innen“ die Daten entschlüsseln und somit die Kontaktverfolgung einleiten. Der Gast wird über die Weitergabe informiert, was die Transparenz erhöht. Die Daten werden dabei maximal 4 Wochen gespeichert. Ein erhöhtes datenschutzrechtliches Risiko für die/den einzelnen Nutzer/in der App sehe ich nicht. Zudem ist auch die Nutzung der Luca-App freiwillig und nicht vorgeschrieben. Die alternativen Gästelisten in Papierform sind nicht nur fehleranfällig, sondern auch in vielerlei Hinsicht datenschutzrechtlich bedenklich.


@Olaf Fischer (WIN@WBV)

Die Sicherheit der Luca Schlüsselanhänger wurde verschiedentlich diskutiert. Was ist das technische Problem dahinter?

Die Schlüsselanhänger tragen einen unveränderlichen QR-Code. Wenn man diesen fotografiert, kann man sich theoretisch anstelle des Anhänger-Besitzers bei einer Location anmelden. Bei der Luca-App ändert sich der QR-Code ständig, so dass dieses Problem dort nicht existiert. Daher sollte man auf seinen Schlüsselanhänger (und seinen Schlüssel) achten. Auf diese prinzipbedingte Eigenschaft wurde aber immer transparent hingewiesen. Die Anhänger sind nur für Menschen gedacht, die kein Smartphone besitzen.


@Smudo (Mitinitiator luca-App)

Wo werden die Kontaktdaten der luca-App eigentlich genau gespeichert?

Die verschlüsselten Daten werden in Deutschland auf ISO-27001 zertifizierten Servern der Telekom gespeichert.


Wir haben gehört, das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat die luca App getestet. Gibt es schon Ergebnisse?

Das BSI hat sich bisher die iOS App angeschaut und keine Risiken erkannt.


Es wird gelegentlich erwähnt, dass ihr die Luca-App auch für andere Zwecke als zur Kontakterfassung nutzen wollt. Was ist dahingehend geplant?

Wir haben luca an 2000 Testcenter angeschlossen. Mit dem jüngsten Update von luca kann man sein Testergebnis eintragen. So wird es für Betreiber und Gastronomen ggfs viel einfacher, den Nachweis zu überprüfen. Wichtig dabei, das Ergebnis bleibt ausschließlich auf dem Smartphone und nicht im luca-System.

                                                                                                                                                                         

Was passiert mit luca, wenn die Pandemie vorbei ist?

Luca ist von den Ländern jahresweise lizenziert. Das hängt vor allem mit den laufenden Dateninfrastrukturkosten zusammen, die monatlich auflaufen. Der Zweck ist dabei eindeutig festgeschrieben: das luca-System dient der Kontaktnachverfolgung im Rahmen der Coronaschutzverordnung und ist eine Fachanwendung für die Gesundheitsämter.


Noch eine letzte Frage: Kennst Du eigentlich Wilhelmshaven? Falls nicht, bist du herzlich eingeladen. Der ICAO-Code des JadeWeser Airport lautet EDWI ;-)

Da war ich tatsächlich noch nie. Danke für die Einladung!


18.06.2021